ERWECKTE STIMMEN FORUM WIEN

 

 

 ERWECKTE STIMMEN FORUM WIEN

"Eislers Musik ist revolutionär, und alles was revolutionär ist, ist meiner Meinung nach auch immer aktuell, hier und anderswo."

Gisela May über Hanns Eisler

 

Diese Veranstaltungen finden im Anlaß des von der EU-Kommission geförderten

Projektes "Musik, Gedächtnis und Europäische Bürgerschaft" statt.

 

Der Dirigent Amaury du Closel wird diese Veranstaltungen

in der Sendung von Arabella Fenyves auf Radio Klassik am

Mittwoch den 8. Juni 2022 um 11 Uhr vorstellen

 

Konzert und Kongress

 

MUSIK, GEDÄCHTNIS UND POLITIK

 

Orchestre Les Métamorphoses

Magali Paliès, Mezzosopran

Amaury du Closel, Dirigent

 

Stefan Wolpe:  Dekret Nr. 2: An die Armee der Künstler op. 7/2

Luciano Berio: O King

Hanns Eisler:   Kantate im Exil, Die römische Kantate

Amaury du Closel: Stolpersteine

Emil František Burian: Suite américaine op. 15

Hanns Eisler:   Ballade vom Nigger Jim, Song von Angebot und Nachfrage

 

Montag, 13. Juni 2022

Konzert 19:30h, Kongress 15:30 h

Arnold Schönberg Center, Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien

 

 

Bei kaum einem anderen Komponisten als Hanns Eisler ging das Eintreten für musikalischen Fortschritt mit ebenso leidenschaftlichem Engagement für gesellschaftliche Erneuerung einher. Heute wirken viele seiner Kompositionen und Texte wie Manifeste gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Faschismus. Wie sehr dies Hanns Eislers Zeitgenossen und Nachfolger inspirierte, macht ein Gastspiel des Orchestre les Métamorphoses unter Leitung von Amaury du Closel  am 13. Juni 2022 im Wiener Arnold Schönberg Centrum erfahrbar. Dem Konzert geht ein Kongress voraus, der ebenfalls im Rahmen des EU-Projekts "Musik, Erinnerung und europäische Bürgerschaft" stattfindet.

 

Im Zentrum des Konzerts im Wiener Arnold Schönberg Center stehen mehrere Werke für Gesangsstimme und Orchesterbesetzung aus Hanns Eislers Exiljahren, in denen er bevorzugt im strengen Zwölftonstil komponierte. Die Römische Kantate spielt auf den italienischen Faschismus an, gilt aber für alle despotischen Herrschaftssysteme. Die Ballade vom „Nigger Jim“ nennt die rassistische Unterdrückung in den USA während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beim Namen. Für seinen Song von Angebot und Nachfrage hatte Hanns Eisler die Auswüchse des Kapitalismus in den USA unmittelbar vor Augen. Kein Zufall, dass Eisler im Jahr 1947 wegen „unamerikanischer Umtriebe“ wieder aus den USA ausgebürgert wurde?

 

Seelenverwandt mit Hanns Eislers künstlerischer Mission wirkt Stefan Wolpes Dekret an die Armee der Künstler. Luciano Berios Stück O King entstand im Jahr 1968 als Hommage an den ermordeten Martin Luther King. Ganz ohne Worte kommt die Klangstudie Stolpersteine von Amaury du Closel aus. Das im letzten Jahr komponierte Stück erfährt in Wien seine österreichische Erstaufführung. Emil František Burians Suite américaine vollführt einen Zeitsprung zurück in die 1926er-Jahre. Eine dominierende Jazzstilistik bringt hier den Freiheitsdrang der Roaring Twenties zum Klingen.

 

Kongress und Diskussion

 

Als Vorbereitung auf den Konzertabend will ein international besetzter Kongress die Rolle von Musik in Gesellschaft und Zeitgeschichte vertiefend aufarbeiten. Amaury du Closel nimmt sich der gesellschaftspolitischen Wirklichkeit in der Ukraine an. Dario Martinelli aus Kaunas referiert über die „singende Revolution 1987-1991“ im Baltikum. Weitere Referenten sind Philippe Olivier (Strasbourg-Berlin), Pascale Bernheim (Paris), Gerold Gruber (Wien) und Frank Harders (Berlin).

 

Kongressteilnehmer und Vorträge

 

Prof. Dario Martinelli (Kaunas) : Die Singende Revolution 1987-1991

Pascale Bernheim (Paris): Die Plünderung der Musikinstrumente während der Besatzung  Frankreichs

Dr. Philippe Olivier (Berlin): Die Auseinandersetzungen Otto Klemperers mit den bedeutendsten Wiener Orchestern

Prof. Gerold Gruber (Wien): Der Komponist Hans Winterberg

Frank Harders (Berlin): Der Komponist Szymon Laks

Amaury du Closel (Wien): Ukraine, ein europäisches Gedächtnis